Smart Fahrer werden ist nicht leicht

  • Smart Fahrer zu werden ist eigentlich kein Problem, denkt der gemeine Straßenbenutzer und meint, mit dem Kauf irgendeines Smart sei man bereits in die Gemeinde aufgenommen.
    Nein, nein, so einfach geht das nicht. Es handelt sich hier um einen Reifungsprozess des Neueinsteigers, der wohl dosiert, qualitätsvoll und sittsam ablaufen muss.
    Schließlich gibt es einen Ruf zu verteidigen und nicht jeder daherfahrende Audi/BMW/Mercedesfahrer besitzt die intellektuelle Reife oder die uneingeschränkte Eignung, einen Smart fahren zu können, geschweige denn zu besitzen.


    Natürlich steht die Beschäftigung mittels der Literatur im Vordergrund der ersten Annäherung an das Objekt der Begierde.
    Von grundlegender Bedeutung für eine Smartgemäße Reife ist die Mitgliedschaft im Smart Club. Hier werden deine Beiträge kritisch geprüft und dein Vorhaben wohlwollend begleitet.


    Es folgt die Testphase im nahe liegenden SC in der Form ‚interessieren Sie sich für den 450er oder 451er oder für was denn?’. Schließlich handelt es sich dabei nicht um die Telefonnummer des nächsten Baumarktes, sondern, ach ihr wisst schon.
    Werden diese Grundanforderungen schon im Ansatz nicht erfüllt, wird dieser Kunde sich im Autohaus gegenüber umsehen müssen.


    Ist die Vertrauensbasis der Stufe 1 erreicht, erhält man den Schlüssel des Testfahrzeuges, der in der rechten Hand gehalten bereits deutlich macht, dass es noch ein langer Weg zum richtigen Smartfahrer sein wird.
    Erste Testfahrten bedeuten meistens, sich dem Smart hinzugeben. Alle Versuche scheitern, ihn untertänig zu machen. So rollt man denn mehr oder weniger berauscht ein paar Runden um das SC, um festzustellen, vergleichbares noch nicht gefahren zu haben und zu verstehen, dass das eigene bisherige Gefährt eigentlich nur ein Fortbewegungsmittel ohne jede Emotion gewesen ist.


    Stufe 2 wird erreicht mit dem Hinterlegen einer solventen Unterschrift unter den Kaufvertrag und es ist zugleich der Beginn der Reifephase des Aspiranten. Sie ist gekennzeichnet durch Ungeduld, Herzattacken, Schweißausbrüche und ständige Gänge ins Smartcenter


    Stufe 3 ist erreicht. Das Auto steht zum Abholen im SC bereit.
    Erste Anzeichen einer smartgemäßen Verhaltensweise äußern sich in dem links und rechts liegen lassenden Papierstapel auf dem Schreibtisch des Büros und dem fluchtartigen verlassen desselben.


    Stufe 4 ist erreicht, wenn die Abwesenheit des abhängig Arbeitenden den Chef nicht zu Konsequenzen veranlasst. Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein sollten selbstverständliche Attribute eines Smartfahrers sein.


    Wir kommen zur Stufe 5. Sie ist ganz dem innigen Verhältnis zwischen dem Fahrzeug und seinem Besitzer gewidmet.


    Deshalb die folgenden Hinweise:
    Mache dir dein neues Auto begehrenswert, indem du ihm das Eine oder Andere nette Ausstattungsdetail spendierst, wie neue Felgen, einen Sportauspuff, oder was dir auch immer sonst noch einfallen sollte.


    Irgendwann wird er dir ans Herz gewachsen sein und du wirst ihn um alles in der Welt nicht wieder hergeben.


    Lass deine Frau mit ihm fahren. Verspürst du dabei ein gewisses Maß an Unwohlsein, ist die Bindung zwischen dir und deinem Smart schon sehr weit fortgeschritten.


    Beobachte deine Umwelt. Verfolgen dich so manche neidende Blicke in deinem Auto, spricht vielleicht dein Nachbar neuerdings nur von Ferrari, wird in der Firma hinter deinem Rücken getuschelt, gibt es ohnehin kein zurück mehr.


    Erwischt du dich dabei, morgens vor der Fahrt mit dem Kollegen in die Firma noch mal eben schnell den Zustand deines Smart zu kontrollieren, willst du nach der Geschäftsreise erst einmal dein Auto und nicht deine Frau begrüßen, musst du dir um das Verhältnis zu deinem Smart keine Gedanken mehr machen.


    Verursacht eine Beule im Blech deines Autos bei dir eine leichte Herzattacke, ist dir zum Tanken keine Tankstelle zu weit, kein Preis zu hoch, findet deine Frau ihre besten Putzutensilien immer nur in deiner Garage, bist du plötzlich auch für den besten Freund wegen wichtiger Arbeiten in der Garage nicht mehr zu sprechen, liegt deine Briefmarkensammlung unsortiert in der Schublade, fragen deine Kinder deine Frau, wer ist denn der fremde Mann in der Garage, hast du zwar den Zenit deiner Familienuntauglichkeit erreicht, aber du bist auf dem besten Wege, ein nützliches Mitglied in der Smartgemeinde zu werden.
    Dann ist dir der auch der Weg nach Ilsfeld nicht zu weit, selbst wenn du in Kiel oder Flendburg zu Hause bist. Hier wird dein Smart gehegt und gepflegt und auf Wunsch mit zusätzlichen Pferdchen versorgt.


    Ich wünsche allen viel Erfolg auf dem beschwerlichen Weg zum echten Smartfahrer



    Text: W.L. Leicht verändert

  • Sehr schön geschrieben. Ich habe selbst erst seit 2 1/2 Wochen meinen smart, aber der weg dort hin war auch ein längerer. Immer wieder in Foren stöbern, einschlägige Internet Autoplattformen nach dem Fahrzeug der Begierde studieren und durchwühlen. Aber es macht einfach Spaß, smart kann man irgendwie leben... ich habe schon so viele Autos gehabt, aber so viele Emotionen direkt vom ersten Tag, bzw schon bei der Kaufentscheidung waren noch nie da.
    Ich hoffe das mich mein kleiner lange begleiten und glücklich machen wird.
    Alleine in dem ersten zwei Wochen habe ich jetzt schon 2000km runter gespult. Es macht einfach solch eine Freude mit dem Auto unterwegs zu sein.


    Grüße
    Sven