: So leid es mir tut, ich kann Deine Meinung wirklich nicht
: nachvollziehen. Wenn von hinten ein Geschoß angeflogen kommt
: (womöglich fröhlich aufblendend) und ich mich in Bruchteilen
: entscheiden muß, ob das Auto hinter mir wohl eine Bremse hat
: oder nicht, so kann es zum verreißen des Lenkrades kommen. Dies
: den mangelnden Fahrkünsten des Fahrers zuzuschreiben und ihn
: gleichzeitig von der Überholspur zu verbannen, ist wohl etwas
: viel des guten.
Bevor ich das Lenkrad verreiße, vertraue ich lieber auf die Bremsen des Hintermannes...
: Schließlich und endlich muß man in Bruchteilen von Sekunden
: entscheiden, wie das eigene Überleben zu sichern ist. Manchmal
: geht das auch schief. Schließlich haben auch
: "Testfahrer" keine grüne Laterne auf dem Dach, die auf
: ihre genialen Fahrkünste hinweist.
Abgesehen davon, dass es wohl kein Testfahrer war - dürfen nur sogenannte Testfahrer schneller fahren? Ist man automatisch ein Raser, wenn man schneller als 130 fährt? Kann man unter normalen Umständen auf deutschen Autobahnen den Sicherheitsabstand einhalten und trotzdem noch vorwärts kommen? Ist nicht jeder von uns schon einmal in einer Situation gewesen, wie sie bei dem tragischen Unfall auf der A5 gewesen ist - sei es als hinteres oder vorderes Fahrzeug?
Bei dem ganzen Gezerre um den 'Schuldigen', der womöglich von dem Unfall nicht mal was mitbekommen hat, finde ich extrem bedenklich, dass er nicht nur von vielen Medien, sondern unter anderem auch von der Polizei Karlsruhe vorverurteilt wurde. Bereits kurz nach dem Unfall war von deren Polizeisprecher zu hören, dass 'eine Frau mit ihrem Kind totgefahren wurde'. Davon kann in diesem Fall wohl nicht die Rede sein.
: Wenn ein Fahrzeug auf der Überholspur ist, so hat der Hintermann
: rechtzeitig die Geschwindigkeit zu droseln und seinen
: Sicherheitsabstand einzuhalten. Tut er dies nicht, ist es eine
: Nötigung und diesem Fall auch eine fahrlässige Tötung.
Der Unfall geschah morgens vor sechs Uhr auf der A5 mit drei Fahrstreifen, Seitenstreifen und breitem Grünstreifen. Nötigung ist da wohl auch, zu dieser Zeit auf der linken Spur mit 100 zu fahren, wenn rechts alles frei ist. Nur bekommt man da keine oder nur lächerliche Strafen, überholt man allerdings ein solches Fahrzeug ohne Gefährdung, kann der Führerschin für eine Weile weg sein.
: Es spielt
: dabei wohl auch eine untergeordnete Rolle, ob es tatsächlich zu
: einem Unfall kam, oder ob der "Testfahrer" dank seiner
: genialen Fahrkünste wenige Zentimeter Abstand halten kann.
Halte ich für überzogen, solange man den genauen Hergang nicht kennt. Unter Umständen bremst man halt auch mal etwas später, wenn die ganze Autobahn frei ist und man auf der linken Spur von weitem - womöglich mit eingeschaltetem Licht und damit recht auffällig - daherkommt. Der notorische Linksfahrer hat dabei noch genügend Zeit, die linke Spur zu verlassen - oder der schnellere die Zeit, um herunterzubremsen, falls doch nicht Platz gemacht wird.
Den Schnelleren dann dafür verantwortlich zu machen, dass der Vordermann/-frau über drei Spuren und Grünstreifen hinweg ohne Veranlassung und auf freier Straße an einen Baum fährt, halte ich für bedenklich.
: Leute die so fahren und meinen sich so die Straße frei machen zu
: können gehören einfach nicht auf die Straße. Und wenn was
: passiert sollten sie auch drastisch bestraft werden (wenn nichts
: passiert gönne ich ihnen ebenso ein langanhaltendes Fahrverbot).
Der Standpunkt kann auch so aussehen:
Notorische Linksfahrer gehören nicht auf die Straße und wenn sie doch dort unterwegs sind sollten sie auch drastisch bestraft werden - ich gönne ihnen auch ebenso ein langanhaltendes Fahrverbot.
Da man den tatsächlichen Unfallhergang nicht kennt und wohl auch nie kennen wird (die angeblichen Zeugen schienen ja auch mit Blindheit geschlagen), halte ich es für absolut falsch, irgendwelche (Vor-)Verurteilungen auszusprechen. Und dazu gehören auch die in der Bildzeitung und danach auch in anderen Medien gern verwendeten Bezeichnungen 'Raser', 'Todesdrängler' usw.
Genauso könnte man sich auch über 'Linksfahrer', 'Schnarchnasen' und was weiß ich noch aufregen.
Sicherlich ist es tragisch, dass in diesem Fall zwei Menschen zu Tode gekommen sind und genausowenig darf es sein, daß irgendjemand andere Fahrzeuge von der Straße schubst - was bei diesem Unfall jedoch nicht der Fall war.
Jeden Tag gibt es Unfälle, die auf verschiedene Weise tragisch enden - doch die kommen in den Medien nicht so hoch, weil sie für das Publikum nicht interessant genug sind: es ist kein 'großer Mercedes' beteiligt und schon gar kein 'Testfahrer von DaimlerChrysler' - also reicht's gerade mal für eine kurze Nachricht auf der letzten Seite.
Viele Grüße
Marc, der sich über die Berichterstattung in diesem Fall ziemlich geärgert hat...